Dankbarkeit als Unterstützung des Heilungsweges

 

Robert A. Emmons und Anjali Mishra, Universität Davis in Kalifornien, haben 10 Hypothesen formuliert,

wie Dankbarkeit  sich auf Gesundheit und Wolhbefinden auswirkt:

(Emmons, R. A., Mishra, A. (in press). Why gratitude enhances well-being: What we know, what we need to know.   (2010):http://psychology.ucdavis.edu/Labs/PWT/Image/emmons))

1. Dankbarkeit unterstützt das Vermögen, mit Stress umzugehen

2. Dankbarkeit reduziet toxische Emotionen, die daher stammen, dass man sich mit anderen vegleicht

3. Dankbarkeit reduziert materialistisch orientiertes Streben

4. Dankbarkeit verbessert das Selbstwertgefühl

5. Dankbarkeit verbessert den Zugang zu positiven Erinnerungen

6. Dankbarkeit baut soziale Ressourcen auf

7. Dankbarkeit motiviert zu ethischem Verhalten

8. Dankbare Menschen entwickeln eine spirituelle Lebenshaltung

9. Dankbarkeit bewirkt, dass man Ziele leichter erreicht

10.Dankbarkeit verbessert die körperliche Gesundheit

 


Auch eine praktische medizinische Erfahrung als Arzt zeigt mir,
dass sich die Haltung der Dankbarkeit auf die Aktivität der Selbstheilungskraft auswirkt.
Körperliche, psychische wie auch sozial bedingte Erkrankungen heilen in für mich deutlicher Abhängigkeit davon, mit welcher Haltung die Erkrankten ihren Problemen begegnen.

Es gibt  einige in ihrer Wirkung  bereits wissenschaftlich untersuchte Methoden,
Dankbarkeit zu trainieren, z. B. das Führen eines Dankbarkeitstagebuches oder das Schreiben von Dankesbriefen.

Ich möchte hier eine ganz einfache Methode vorstellen, die täglich nur 10 Minuten Zeit benötigt - und von der ich nach meinen bisherigen Erfahrungen doch feststellen kann,
dass sie eine erstaunliche Auswirkung auf die Unterstützung von Heilungsprozessen hat.
Mit Heilungsprozessen meine ich dabei die Heilung körperlicher  und psychischer Krankheiten wie auch die Lösung privater oder sozialer Probleme.

Die Methode nennen wir

Dyadenübung oder Dankbarkeitsdyade:
Nimm Dir jeden Tag 10 Minuten Zeit, um die Dankbarkeit in Dir wachsen zu lassen.
Tue das, wenn möglich, indem Du Dich mit einem Partner jeweils eine Woche lang  täglich für 10 Minuten zu einem Treffen oder einem Telefongespräch verabredest.

Einigt Euch bei diesem Treffen, wer der Partner A sein mag und wer B - wählt die Rollen am besten täglich abwechselnd.

Zu Beginn mögen beide kurz die Augen schließen und den Atem und die Herzgegend wahrnehmen.
Dann möge A an B die Frage stellen:
"Was bewegt Dich gerade - und wozu gibt Dir das  Gelegenheit ?"
B möge dann daraufhin kurz seinen Körper spüren, seine Gefühle und dann seine  Gedanken wahrnehmen und in Worten  ausdrücken, die in ihm angesichts der Frage auftaucht.
A möge dem Gesagten wohlwollend zuhören, nicht nachfragen, nichts bewerten.
Nach etwa 3 Minuten endet B mit seinem Erzählen.
A lädt ein:
" Schließen wir für einige Momente die Augen, gehen nach innen und nehmen den Atem wahr".
Nach etwa einer Minute sagt er :
" Öffnen wir die Augen und sprechen wir weiter."


Dann stellt B an An die Frage:
"Was bewegt Dich gerade - und wozu gibt Dir das Gelegenheit ?"
Und dann möge A kurz seinen Körper spüren, seine Gefühle  und dann die Gedanken wahrnehmen und in Worten  ausdrücken, was  in ihm angesichts der Frage auftaucht.
B möge dem Gesagten  wohlwollend zuhören, nicht nachfragen, nichts bewerten.
Nach etwa 3 Minute möge A beenden und einladen, noch einmal kurz in die Stille zugehen und dazu  die Augen  zu schließen und den Atem und die Herzgegend wahrnzuehmen.
Nach wiederum ca 1 Minute möge A die Stille beenden, und die beiden verabschieden sich voneinander bzw. machen einen Termin für den nächsten Tag aus.

Diese Übung ist bislang am meisten als Dialogübung bewährt.
Sie kann auch mit anderen Fragen, die die Aufmerksamkeit auf die Haltung der Dankbarkeit lenken, durchgeführt werden. (z. B. : "Was war schwierig für Dich heute - und was hast Du heute als Geschenk erlebt ? "

Oder: Wo hast Du Dich in letzter Zeit getrennt gefühlt, und hast Du Dich verbunden erlebt ? ")
Und es ist auch möglich, diese Übung schriftlich sozusagen als Dialog mit sich selbst
zu machen.

Es bewährt sich auch, besonders dann, wenn die Partner sich nicht nur am Telefon hören, sondern tatsächlich treffen, sie 20 oder 30 Minuten lang zu machen. Viele erleben, dass sie dabei in einen Zustand der Meditation kommen.


Kommentar:

Diese Übung aktiviert auf heilsame Weise das "Social Engagement System", wie es der Neurowissenschaftler Stephen Porges nennt.

Das Social Engagement System im Nervensystem unseres Organismus wird von der Qualität geprägt, wie wir Beziehung aufnehmen. Es bestimmt wesentlich unseren Gesundheitszustand.

 

Aber auch ohne Neurowissenschaft ist leicht verständlch:
Wer sein Bewusstsein auf die Gelegenheit focusiert, die die gegebene Situation bzw. das, was einen gerade beschäftigt, in sich birgt, begibt sich  in die Haltung der Dankbarkeit.
Denn was wir als Gelegenheit erleben, empfinden wir  als etwas, das wir begrüssen, als Gabe, als Geschenk.

Wer jeden Tag  durch eine kleine Übung darauf aufmerksam wird, dass im gegegenen Geschehen eine Gelegenheit steckt, wird auch im täglichen Leben mehr und mehr in guten wie in schlechten Situationen diese Gelegenheit  entdecken und Dankbarkeit empfinden.

 

Ich weiß von  immer mehr Menschen, die auf diese Weise - evtl. mit verwandten Fragen - über längere Zeit , teils monatelang, geübt haben und mir  von der Wirkung  berichten, die diese Übung für ihr Leben entwickelt hat.
Ich freue mich sehr über jeden schriftlichen Bericht über die Erfahrung mit dieser oder ähnlichen Übungen.

Dr. Johannes Latzel, Facharzt für Allgemeinmedizin, homöopathischer Arzt